Wer Nachrichten aus der Tech-Welt ansatzweise verfolgt, bekam in der letzten Woche viel von WhatsApps neuen Nutzungsbedingungen zu hören. Der weltgrößte Messengerdienst, seit 2014 Teil des Facebook Konzerns, leitet Daten künftig an diesen weiter. Mit WhatsApps neuen Nutzungsbedingungen, die mit 8. Februar in Kraft treten, nimmt sich der Messenger das Recht, Daten mit der Konzernmutter zu teilen. Wer nicht zustimmt, wird den Dienst nicht mehr weiter verwenden können. Es gab nun in den letzten Tagen einen großen medialen Aufschrei über diese empfundene Ungerechtigkeit und in weiterer Folge einen sprunghaften Anstieg an Userinnen und Usern bei alternativen Messengern.
Elon sorgt mal wieder für Verwirrung
Elon Musk setzte einen Tweet darüber ab, dass Leute doch zum Open Source Dienst „Signal“ wechseln sollten, was die Aktie von „Signal Advance“, einem medizintechnischen Unternehmens das nichts mit Messaging oder Open Source zu tun hat, kurzfristig um über 11.000% steigen ließ – Signal selbst ist kein börsennotiertes Unternehmen. Irgendwo versteckt sich hier eine Botschaft über den Aktienmarkt, aber das ist eine andere Geschichte.
Throwback nach 2016
Großer Aufschrei und der darauffolgend beginnende Boykott von WhatsApp/Facebook also. Aber ist die Änderung tatsächlich so groß, um das zu rechtfertigen? Immerhin enthielten schon 2016 WhatsApps damals neue Nutzungsbedingungen eine ähnliche Anpassung, mit denen sich WhatsApp diese Rechte einräumte. Wer den Dienst vor 2016 schon nutzte, konnte hier noch widersprechen, bei allen späteren Installationen war das nicht mehr möglich. Darauf folgte ein verhältnismäßig kurzes rechtliches Tauziehen in Deutschland. Ergebnis: Diese Praxis ist mit deutschem Recht nicht vereinbar. Seit der DSGVO von 2018 ist aber auch das irrelevant, weil nun nur noch der Konzernsitz in Irland zuständig ist. Seither wurden also, soweit möglich, gewisse Daten ohnehin schon ausgetauscht.
Steht Europa also schlechter da?
Mehrere Medien haben in den letzten Tagen auch darauf hingewiesen, dass Europa mal wieder eine Sonderstellung hat. Nicht aber eine schlechtere, sondern datenschutzrechtlich eine weit bessere. Dank der DSGVO ist das Weiterleiten von Informationen an Facebook für Businesszwecke (also, Werbung) nicht erlaubt. WhatsApp darf europäische Nutzerinnen und Nutzer außerdem auch nicht dazu zwingen, zuzustimmen. Der betreffende Passus ist in der europäischen Version von WhatsApps neuen Nutzungsbedingungen also schlicht nicht vorhanden. Dafür aber einige nebulöse Umschreibungen zur Datenweitergabe mit Fokus auf „Produktverbesserung“. Was das genau heißt, vermeidet sowohl Facebook als auch WhatsApp genau zu sagen. Konkret ändert sich aber für Personen im Europäischen Wirtschaftsraum damit nicht wirklich etwas. Viel Trubel um nichts, könnte man sagen.
Worum geht’s dann bei WhatsApps neuen Nutzungsbedingungen?
Es geht dem Messenger natürlich nicht darum, private Nachrichten zu lesen und auszuwerten. Das geht auch gar nicht, da die Chats weltweit alle Ende-zu-Ende verschlüsselt sind. Viel mehr will Facebook mit WhatsApps neuen Nutzungsbedingungen die Möglichkeiten für Firmen erweitern, mit potenziellen Kundinnen und Kunden in Kontakt zu treten. Insider sehen es außerdem als einen weiteren Schritt in Richtung Vereinheitlichung des Werbegiganten über seine Plattformen hinweg. So soll auch ermöglicht werden, künftig App-übergreifend auf alle eigenen Chats zuzugreifen, also zum Beispiel über Instagram einen WhatsApp Chat zu verwalten.
Dass WhatsApp selbst von dem Trubel überrascht wurde, ist an den Bemühungen zur Schadensbegrenzung klar sichtbar. Nach einer Tweetserie der europäischen Policy-Direktorin Niamh Sweeney letzte Woche, hat sich auch der ansonsten recht ruhige offizielle Twitteraccount von WhatsApp zu Wort gemeldet, um mit den gängigsten Gerüchten aufzuräumen. Diese Woche wurde sogar auf traditionelle Medien, Zeitungen, zurückgegriffen: Die Frontseiten großer Nachrichtenzeitungen waren Ganzseitig mit Werbung gegen Falschinformation und für WhatsApp geziert. Ein unüblicher Schritt, der zeigt, dass WhatsApp tatsächlich um seine Vormachtstellung bangt.
Was heißt das jetzt für mich?
Als europäische Privatperson, die WhatsApp nutzt, heißen WhatsApps neue Nutzungsbedingungen nun eigentlich nichts Neues. Gewisse Daten werden, wie schon bisher, gesammelt und zu bestimmten Zwecken auch an Facebook übertragen. Diese Praxis ist aber auch schon ein 5 Jahre alter Hut. Dass WhatsApp in Zukunft mehr Daten überträgt, ist unwahrscheinlich. Die Daten, die aber bereits gesammelt werden, werden wohl in Zukunft besser in Geld umgewandelt. Wer jetzt befürchtet, in Zukunft über WhatsApp Werbenachrichten zu bekommen, sei beruhigt. Solche Praxis erlaubt WhatsApp im Sinne ihrer Nutzerinnen und Nutzer nämlich sowieso nicht.
Für europäische Unternehmen bringen WhatsApps neue Nutzungsbedingungen eine Vorschau auf eine spannende Zeit. Was das Unternehmen schon jetzt konkret für Werbetreibende attraktiv macht, darüber haben wir schon einen Blogbeitrag verfasst. Wer wissen will, welche neuen Möglichkeiten sich nun ergeben, ist gut beraten, unserem Blog auch in Zukunft zu folgen.
Du brauchst Hilfe dabei, bei WhatsApp durchzublicken und willst es besser für dich und dein Unternehmen nützen? Dann wende dich ganz einfach an unsere Expertinnen und Experten via office@datenwerk.at!