Barrierefreie PDFs

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Was sind barrierefreie PDFs? Eine PDF-Datei gilt erst als barrierefrei, wenn sie nach dem PDF/UA Standard erstellt wurde. Dieser Standard stellt sicher, dass alle Informationen im PDF auch für Menschen mit einer Beeinträchtigung uneingeschränkt zugänglich sind.

Das bedeutet, dass das PDF zum Beispiel mit einem Screenreader (Vorlese-Software) richtig vorgelesen werden muss. Außerdem muss das Dokument ohne Maus bedienbar sein und grafische Darstellungen müssen mit einer Textalternative versehen sein.

Barrierefreiheit von Anfang an

Wie auch bei der Barrierefreiheit im Web ist ein häufig begangener Fehler die Barrierefreiheit bei PDFs zu spät zu berücksichtigen. Aus schmerzlicher Erfahrung können wir eindeutig belegen: Es ist bei weitem komplexer und aufwändiger, die Barrieren in einem bereits fertigen PDF zu beseitigen – wenn nicht manchmal sogar unmöglich.

Je früher man auf die Barrierefreiheit achtet, desto weniger Arbeit hat man schlussendlich!

Am leichtesten ist es, barrierefreie PDFs mit Programmen wie Microsoft Word zu erstellen. Diese bieten dir die Möglichkeit, fast alle Informationen und Blöcke richtig auszuzeichnen. Verwende Überschriften anstatt einfach nur die Schriftgröße zu verändern, verwende Listen anstatt Bindestriche vor die Einträge zu setzen, dann werden diese Elemente beim konvertieren zu einem PDF bereits mit dem richtigen Tag versehen. Damit sind sie auch für assistive Technologien lesbar.

Natürlich bietet Word nicht immer alle Funktionen die man für fancy PDFs braucht. Da braucht es dann schon Programme wie In-Design. Aufgrund der komplexeren Anordnung der Elemente ist es damit aber weit schwieriger, schon alles richtig zu taggen und anzuordnen. Erfahrungsgemäß muss nach dem PDF Export noch Einiges im Acrobat Reader geprüft und korrigiert werden, um ein gut wahrnehmbares PDF zu erhalten.

Tag für Tag zum barrierefreien PDF

Tags für Alle

Der englische Begriff „Tag“ bedeutet soviel wie Etikett. Sie dienen im Zusammenhang mit PDFs dazu, jedem Element das richtige Etikett zu geben, damit assistive Technologien verstehen können, um welche Art von Information es sich handelt.

  • Das
  • Ist
  • Eine
  • Liste

Menschen, die nicht auf einen Screenreader angewiesen sind erkennen hier deutlich eine Liste mit vier Punkten. Der Screenreader weiß das allerdings erst, wenn auch ein Tag „Liste“ angebracht wurde. Gibt es diesen Tag nicht, würden einfach nur die vier Wörter „Das ist eine Liste“ vorgelesen werden. Mit dem richtigen Tag weiß der Screenreader aber sofort, dass es sich um eine Liste mit genau vier Punkten handelt. 

 

Diese Zusatzinformation liest er vor und ermöglicht den Nutzer:innen somit eine bessere Vorstellung des Inhalts. Das selbe Prinzip gilt natürlich auch für andere Elemente – besonders Tabellen sind fast unmöglich zu verstehen, wenn man die Position eines Begriffs in den Reihen und Spalten nicht kennt.

Aber auch bei einfacheren Elementen ist es wichtig, Tags zu vergeben, um zum Beispiel Überschriften von Fließtext unterscheiden zu können.

Kurz gesagt: Jedes Inhaltselement braucht den richtigen Tag, um für alle gut wahrnehmbar zu sein!

Lesereihenfolge

Nicht nur das Tagging der einzelnen Elemente ist wichtig für das Verständnis, auch auf die Reihenfolge der Tags musst du achten! Gerade bei der Erstellung eines PDFs mit Programmen wie In-Design können sich leicht Verschachtelungen ergeben, die dazu führen, dass Inhalte von Screenreadern in einer völlig wirren Reihenfolge vorgelesen werden. 

 

 

Daher musst du von Anfang an darauf achten, dass trotz unterschiedlicher Ebenen alle Elemente in einer logischen Folge wiedergegeben werden – ansonsten gibt es Wortsalat!

Sprache

Generell muss jedem barrierefreihen Dokument auch eine Dokumentensprache zugewiesen sein.

Ist die Dokumentensprache zum Beispiel "Deutsch", der Text wurde aber in englischer Sprache verfasst, klingt der Screenreader ähnlich, als würde meine liebe Oma das PDF vorlesen - nämlich als hätte er nicht die geringste Ahnung von der englischen Sprache.

Ebenfalls muss darauf geachtet werden, dass einzelne Wörter im Text, die in einer anderen Sprache geschrieben sind, ebenfalls richtig ausgezeichnet sind. Zum Beispiel englische Begriffe die wir auch in deutschen Texten oft verwenden wie Social Media, Fake News und Smartphone sollen richtig ausgesprochen werden. Alle gebräuchlichen englischen Wörter im Text einfach nur zu übersetzen ist heutzutage fast nicht mehr möglich. Flip-Flops = Flup-Flatschen? 🤔

Und wie stelle ich jetzt fest, ob mein PDF barrierefrei ist?

Hast du beim Erstellen des PDFs auf Tagging, Lesereihenfolge, Textalternativen und Sprache geachtet, solltest du in Sachen Barrierefreiheit nicht mehr viel zu tun haben.

Welche Punkte genau geprüft werden müssen damit ein PDF offiziell als barrierefrei gilt, ist im Matterhorn-Protokoll dokumentiert. Darin sind 134 Fehlerbedingungen definiert. Davon können 87 automatisch mit dem PDF Accessibility Checker (PAC 3) geprüft werden. Die restlichen 46 Bedingungen müssen von Menschen überprüft werden.

 

Hast du Probleme bei der Erstellung barrierefreier PDFs oder möchtest noch mehr über das Thema erfahren? Dann schreib uns an office@datenwerk.at.

datenwerk | Team Farner