Was ist BeReal und wie funktioniert es?

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Im österreichischen Jugend-Internet-Monitor ist heuer erstmals die Social Media App BeReal vertreten. Was BeReal ist und wie die App funktioniert, fassen wir in diesem Beitrag für dich zusammen.

2020 von den beiden Franzosen Alexis Barreyat und Kevin Perreau gegründet hat die Foto-Sharing App BeReal im Vorjahr vor allem bei Jugendlichen so richtig abgehoben. 18 Millionen Nutzer:innen hat BeReal laut eigenen Angaben alleine innerhalb der EU. In Österreich ist BeReal gerade mit 18% in den Jugend-Internet-Monitor eingestiegen und hat damit immerhin Twitter bei den 11-17-Jährigen überholt. Doch wie sieht das Konzept hinter der jungen Social Media App aus?

Ob unterwegs oder im Bett: Du hast 2 Minuten Zeit für dein BeReal

Das Konzept von BeReal funktioniert so: Jeden Tag bekommen alle Nutzer:innen in deiner Zeitzone zur gleichen Zeit eine Benachrichtigung. Du hast dann genau zwei Minuten Zeit, um die App zu öffnen und dein BeReal Foto zu schießen. Aber Achtung: Es läuft nicht ab wie gewohnt. Die Foto-Sharing App nutzt nämlich beide Kameras auf deinem Smartphone. Das heißt, es wird immer ein Selfie UND ein "normales" Bild aufgenommen und hochgeladen. Dabei kann außerdem keines der Fotos bearbeitet werden. Es bleibt wie es ist.

Wer jetzt Angst vor einer doch etwas zu realistischen Selbstdarstellung bekommt, sei unbesorgt. Das Bild wird nicht sofort veröffentlicht, sondern kann bei Nichtgefallen unbegrenzt neu aufgenommen werden. Du kannst dir also schon ein paar Dinge überlegen, bevor du dein Leben mit anderen teilst. Und wenn du es nicht innerhalb der 2 Minuten schaffst, kein Problem, die App erlaubt dir, das Foto auch später zu machen. Allerdings wird es dann als Late gekennzeichnet, und die Anzahl deiner Versuche wird vermerkt.

No Filter, just friends.

Auch Filter wirst du vergebens suchen. Das Motto von BeReal lautet nämlich: "No filters. No followers. Just friends, sharing with each other." Apropos Teilen: Die Bilder sind grundsätzlich nicht öffentlich, sondern werden nur deinen Freund:innen gezeigt. Und das auch nur an diesem einem Tag. Du kannst allerdings entscheiden, dass du Fotos auch im Discovery Modus öffentlich zeigen willst, damit können dich dann auch fremde Personen in deiner Zeitzone entdecken, wenn sie den Discovery Modus durch scrollen. Umgekehrt kannst du die Bilder deiner Freund:innen oder auch die im Discovery Modus nur dann sehen, wenn du selbst ein Bild postest. Und nur einen Tag lang. Ohne Geben gibt es also kein Nehmen.

Damit greift das Konzept eine, gerade in den letzten Jahren immer wichtiger gewordene Sehnsucht auf: Nämlich das Bedürfnis nach einer echten, ungeschönten und unbearbeiteten Welt mit ihren Ecken und Kanten. Die Idee trifft also den Zeitgeist und besinnt sich gleichzeitig auf das Wesentliche. Es geht darum, das reale Leben spontan zu zeigen. Jede:r Nutzer:in soll sehen, was die eigenen Freund:innen im gleichen Augenblick machen.

Und das macht tatsächlich Spaß. Denn abseits von nervigen Ads – BeReal ist werbefrei und will das auch erst einmal bleiben – und sonstigen algorithmischen Empfehlungen, kannst du dich einfach und entspannt im Kreise deiner Freundinnen wohl fühlen. Der Wunsch nach Intimität anstatt breiter Öffentlichkeit drückte sich ja bereits im "Finstagram" Trend aus: Dabei stellen Nutzer:innen ihren Instagram Account auf privat oder legen sich auf privat gestellte Zweit-Accounts zu. Dort wird dann eben nicht inszeniert, sondern unbeschwert nach Lust und Laune für die ausgewählten Followers gepostet.

Bei TikTok war man übrigens von BeReals Konzept so begeistert, dass man im Herbst vergangenen Jahres gleich einmal eine Kopie namens TikTok Now herausbrachte.

Back to the roots – bei BeReal interagierst du persönlicher

Und wie funktioniert das Interagieren? Was Meta gerne als eines der Ziele seiner Produkte darstellt, nämlich die Förderung bedeutungsvoller Interaktionen, löst BeReal ebenso charmant wie simpel. Natürlich kannst du bei den geposteten Bildern auch Kommentare schreiben und Emojis hinterlassen. Aber hier hat sich BeReal etwas Besonderes ausgedacht: Deine Emojis kannst du nämlich mit einem persönlichen Foto von dir versehen. Damit lachst oder staunst du mit deinem eigenen Gesicht und gibst damit deinem RealMoji eine besonders individuelle Note. Eigene Posts kannst du übrigens nicht mit einem RealMoji versehen, wozu auch.

Aktuelle Neuerungen

Eben eingeführt hat BeReal die Möglichkeit, in einem Posting anstatt nur ein Foto gleich drei Bilder hochzuladen. Sie werden dann ähnlich wie bei Instagram per Swipe angezeigt. Diese Funktionalität steht Nutzer:innen allerdings nur innerhalb der ersten zwei Minuten zur Verfügung und dient damit als zusätzlicher Anreiz, pünktlich in der BeReal-Zeit sein Update zu posten. Gleichzeitig will man damit wohl auch die Anzahl der täglichen Nutzer:innen ankurbeln.

BeReal Audio

Für die Regionen Kanada, Mexiko, Brasilien, Australien und die USA – und seit gestern auch Österreich – ist jetzt die Integration der Musikplattform Spotify in BeReal verfügbar. Weitere Länder und Kooperationen sollen folgen. Damit können Nutzer:innen gleichzeitig mit ihrem Bild aufnehmen, was sie gerade hören. Und auf diese Weise eine noch authentischere Version ihrer selbst mit ihren Freund:innen teilen.

Die Zusammenarbeit mit Spotify kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich der Hype um BeReal deutlich verlangsamt. Laut dem Analyseunternehmen Apptopia ist die Zahl der Menschen, die die App täglich nutzen, gegenüber ihrem Höchststand um 61 % gesunken, von etwa 15 Millionen im Oktober auf weniger als sechs Millionen im März (Quelle: TechCrunch).

Es wird auf jeden Fall spannend, ob und wie die Foto-Sharing-App, die letztes Jahr die sozialen Medien im Sturm erobert hat, ihre Popularität weiter ausbauen kann. Nutzer:innen einen authentischeren Foto-Feed im Vergleich zur kuratierten Ästhetik von Instagram zu bieten, ist jedenfalls ein sehr interessanter Ansatz.

Völlig offen ist derzeit hingegen noch, wie Unternehmen die App für sich nutzen könnten. Da es keine Follower gibt und Reichweiten im Discovery Modus völlig unbekannt sind, eignet sich BeReal derzeit wohl noch nicht für zielgerichtete Kampagnen. Andererseits wäre es natürlich sehr verlockend als Brand in einen realen Freundeskreis aufgenommen zu werden. Im Rahmen einer mutigen und kreativen, crossmedialen Kampagne könnten wir uns das ganz gut vorstellen.

Wenn du jetzt lieber doch wieder zum glossy Instagram wechseln willst, findet du übrigens in diesem Beitrag Tipps, die dir helfen können.

Oder du meldest dich bei uns, und wir denken gemeinsam nach, welche Social Media Strategie für dich am besten passt.

Michaela Amort
Michaela Amort

Michaela liebt nahtlose Customer Journeys. Sie schreibt gerne über Marketing, Social Media, Content... Ehrlich gesagt ist sie überall zuhause und dabei immer mit einem Auge für das große Ganze. Privat befasst sie sich als erste Mode Bloggerin Österreichs gerne mit – suprise – Mode. Aktuell hält ihr persönlicher Blog allerdings einen Schönheitsschlaf auf unbegrenzte Zeit.